Hubert von Goisern

S‘Nix! ist doch was – Hubert von Goisern betritt neue Pfade

In diesem Jahr hat der österreichische Alpinrocker Hubert von Goisern nicht nur eine viel beachtete neue CD heraus gebracht, er hat eine lange Konzertreihe hinter sich und war zu einem außergewöhnlichen Auftritt in Tirol, genauer gesagt in Innsbruck. Hier hin hatte es auch vieler seiner Fans aus Südtirol verschlagen, die von seinem Gig ganz begeistert waren. Peggy Ziller aus Brixen fand die Musik nicht zu rockig, Es waren viele weiche und jazzige Elemente (die Trompete hat mich umgehauen) enthalten, was mir besonders gut gefallen hat. Carmen Obertegger aus Meran war ebenfalls begeistert: „Ich habe noch nie ein so ausgewogenes, kurzweiliges und beeindruckendes Konzert erlebt!“, während Siegfried Kofler aus Sterzing das für den Salzburger Musiker so typische Jodeln vermisste. Aber, so der leicht angegraute Herr, schließlich entwickelt sich ein Künstler ja auch immer weiter.
Zum Glück, denn viele Fans waren eigens wegen des „neuen“ Hubertstils angereist. Wir hatten bereits im Vorfeld die Gelegenheit, Hubert von Goisern ein paar Fragen stellen zu können.

Das Interview

F: Wird es in absehbarer Zeit ein Konzert in Südtirol geben?
A: Ja, nächstes Jahr in Bruneck und vielleicht noch ein zweites. (Das eventuell in Meran stattfinden wird, so seine Agentur)

F: Wie sehen Sie die Auswirkungen Ihrer Reisen auf Ihr schöpferisches Potential?
A: Nichts geht spurlos an einem vorbei – die Substanz, man kann auch sagen das Rohmaterial vermehrt sich ständig, das schöpferische
Potential, wie Sie es nennen, bleibt jedoch unverändert. Ob man was draus macht hängt nicht von der Fülle der Ressourcen ab.

F: Wie erklären Sie sich den Erfolg Ihrer wirklich sehr eigensinnigen Musikmischung?
A: Bin ich erfolgreich? Bin ich eigensinnig? Ich denke darüber nicht nach – ich mache meine Musik, was für eine sollte ich sonst machen?

F: Kann man mit Musik Politik machen oder wie politisch ist Musik, man denke an Bob Marley oder Bob Dylan etc.?
A: Man kann, aber man tut der Musik damit keinen Gefallen – Musik ist größer als Politik je sein kann.

F: Wünschen Sie sich manchmal, ein unpolitischer Mensch zu sein?
A: Wer wünscht sich nicht, dass die Dinge von selber laufen. Tun sie aber nicht. Politische Entscheidungen werden doch dauernd getroffen,
schon innerhalb einer Familie, einer Arbeitsgemeinschaft, eines Teams, jedes miteinander braucht einen Konsens – das ist Politik.

F: Wem fühlen Sie sich verpflichtet?
A: Meinem Gewissen.

F: Wäre etwas anderes als Musiker generell möglich?
A: Natürlich.

F: Manche Maler entwickeln die Idee für ihr Bild erst während des Malprozesses, ist das auch bei Ihnen beim Komponieren so oder ist zuerst die Idee im Kopf da?
A: Das eine schließt das andere nicht aus!

F: Wie wichtig ist Ihnen Stille?
A: Sehr.

F: Was bedeutet Tradition für Sie, nicht nur in der Musik?
A: Tradition ist wie ein Rucksack, den wir herumschleppen und der sich mit fortschreitendem Alter mehr und mehr füllt. Da sind brauchbare Sachen drinnen – für alle möglichen Lebenssituationen, aber vieles ist unbrauchbar gewordener Tand, sentimentale Erinnerungen an vergangene Zeiten. Es lohnt sich zwischendurch immer wieder mal zu entrümpeln. Das macht den Rucksack leichter und die Lebenswanderung
beschwingter.

F: Haben Sie eigentlich noch Ihr allererstes eigenes Instrument?
A: Nein, mein erstes Instrument war eine Trompete – die war geliehen und wurde von der Blasmusikkapelle eingezogen als man mich hinauswarf.

F: Werden Sie wieder einmal eine Filmmusik schreiben?
A: kann ich mir gut vorstellen.

F: Werden Sie auch wieder einmal eine Rolle übernehmen, wie in Hölleisengretl?
A: Gerne.

Vielleicht werden wir also vielseitig begabten Alpenmann bald auf Zelluloid bewundern dürfen, und wer weiß, was er sonst noch so alles vorhat!

Erschienen in der Südtirolerin und im Kunstportal Ba-Wü