Wunder
Das Prinzip Wunder ist das große Thema in meinem Buch mit den skurril-phantastischen Geschichten mit einer alten Frau als Hauptprotagonistin in einer alten Stadt: Heidelberg. Als ich noch jung war, habe ich dort studiert, der Alma Mater, sogar mitten in der denkwürdigen Altstadt. Hier wohnte ich unter ebenso denkwürdigen Umständen, die auch im Buch beschrieben sind.
Viel Zeit habe ich dabei im Lieblingsstadtteil aller Heidelberger, Handschuhsheim, verbracht. Mein Sohn wuchs dort in seinen ersten zehn Jahren auf. Vor allem aber hatte ich Mitte der Achtziger eine beste Freundin, die dort wohnte. A., in der Nähe der Tiefburg in einer Straße mit dem schönen Namen „Friedensstraße.“ Ich war oft bei ihr, und zog ein wenig ihren kleinen Sohn mit auf, bis sie nach circa zwei Jahren den Mann ihres Lebens fand und einige Zeit später ganz wegzog. Der Kontakt verlief sich – wie das eben so ist im Leben. Via Facebook geriet ich dann an eine äußerst liebenswürdige Dame, die auch in „Hendesse“, wie der Ort im Dialekt heißt, zu Hause ist. Wir haben ab und zu gechattet, und, weil ihr mein Buch so gut gefiel, dann ziemlich ausführlich. Denn I. wollte wissen, wieso ich mich gerade dort so gut auskenne und ich wollte wissen, wo sie eigentlich genau wohnt. Palaver hin, Palaver her, Ende des Chats. Einige Zeit später erleuchtete mich ein Geistesblitz und ich schrieb I., ob sie zufällig vor ca. 35 Jahren eine junge rothaarige Frau aus Berlin gekannt hätte. Eine, die einen kleinen Sohn hatte und studierte. Es dauerte eine Weile und I. schrieb zurück: Meinst du etwa A. und G. ?
Das war ihre Nachbarin gewesen und sie hatten sich häufig mit dem Sohn und I.s kleiner Tochter auf dem Spielplatz in dem Park getroffen, den ich im Buch ausführlich beschrieben habe. Das Leben schreibt noch immer die aufregendsten und phantastischsten Geschichten. Im Sommer fahre ich nach Heidelberg und ich treffe I. Das wird wunderbar.
Illustration: Andrea Dürr