Kässpätzle-Blues
Vier Jahre lebe ich nun schon unter suebischen Ureinwohnern und kann weder richtig schwäbisch noch die Kehrwoche ordentlich noch die Verwendung urschwäbischer Utensilien wie z.B. dem Spätzlesschabbrett.
Es als Frühstücksbrett zu benutzen führte zu einer gewaltigen Ungemach des Mannes, der unter seinen Freunden als „Keltenfürst“ bekannt und zusätzlich auch noch mein Gatte ist. Die sträfliche Zweckentfremdung wurde nur entdeckt, als ich gerade das Brett ahnungslos und naiv mit Brotkrümeln versehen in die Spülmaschine räumen wollte, was zu weiteren Unmutsbekundungen führte. Man unterwies mich für die sorgsame Anwendung in Sachen Herstellung feinster Mehlspeisen, die später zur Unkenntlichkeit verkocht mit schwerverdaulicher Käseschicht als „Kässpätzle“ die kulinarische Höchstleistung dieses bemerkenswerten Völkerstamms darstellen.
Meiner Missetat nicht wirklich bewusst wagte ich anfangs noch zu lachen, doch dies kam einem weiteren Faux-Pas gleich, denn ich hatte gewagt, den Unmut über eventuell entstandene Schnittmuster auf dem Brett auf die leichte Schulter zu nehmen. Schließlich können diese die Entstehung perfekter Spätzles grundsätzlich gefährden. Mein gleichsam erstauntes wie auch liebevolles Lächeln ob dieser Begebenheiten führte schließlich zum heimlichen Entfernen des wichtigen Haushaltgeräts an eine Stelle, die wohl sicher vor mir ist. Ich habe das Brett bisher nicht mehr wieder gefunden. Selbstgemachte Spätzle aber lassen leider auch auf sich warten.
Manche Verstecke sind so genial, dass sie einfach verschwinden.