Wenn zuviel zuviel ist

Vom Herbst 2022 bis zum Herbst 2023 habe ich ein Experiment durchgeführt. Ich wollte mehr als ein Buch in einem Jahr veröffentlichen, da dies in sämtlichen Selfpublisher Bibeln empfohlen wird. Den vierten Merankrimi „Liebe, Mord und Schürzenjäger“ hatte ich in den Jahren 2021 und 2022 geschrieben und mehrfach verändert, bis er endlich so das Licht der Welt erblickte, wie ich das mit mir vereinbaren konnte. Ein Wechsel im Lektorat hatte zu strukturellen Differenzen geführt. Diese wieder auszugleichen hat mich viel Kraft gekostet und die Überlegung befeuert, das Projekt Merankrimi grundsätzlich aufzugeben.

Doch ich hatte noch eine Idee, die wollte ich schon publizieren. Gleichzeitig wuchs ein völlig anderes Manuskript stetig an. Begonnen war es vor langer Zeit, zur Seite gelegt, ein bisschen daran geschrieben, auf einmal wollte ich es fertig haben. Die Erzählung einer Antiquarin, die häufig zweitverwendete Papiere als Buchzeichen in Neuankäufen findet und durch diese zu nicht alltäglichen Geschichten inspiriert wird. Gleichzeitig erlebt die ältere Frau selbst ein Wunder.

Krimi Nummer fünf fusste auf einem mehrseitigen Schriftstück älteren Datums, das ich nun zu einem spannenden Mord an einem Südtiroler Politiker weiterspann. Dann berichtete mir ein Meraner Goldschmied von einem wunderschönen, schwarz-roten Jaspis, den es nur dort gibt. Das formte zusammen mit einem Bericht über eine Leihmutter den Funken für eine weitere Kriminalgeschichte und so kam es, dass ich in zwölf Monaten vier Bücher veröffentlichte.

Von den neuen Hörbüchern einmal abgesehen.

Das war einfach zu viel, besonders, wenn man noch mehrstündige Deutschkurse für Flüchtlinge leitet und Kurse für kreatives Schreiben für Kinder gibt (was aber viel Freude bringt).

Viele verschiedene Menschen kennenlernen, sich aufbauende Gruppendynamik erleben, doch fast niemanden sieht man wieder. Ausflüge in verschiedene Kultureinrichtungen in und rund um Stuttgart als Zusatzprogramm für die Geflüchteten wollen vorbereitet sein, Stutenbissigkeiten zickiger Kolleginnen abgefedert.

Ideen für vier weitere Mordfälle im schönen Meran habe ich noch. An Nummer sieben wird gerade gearbeitet. Aber Stress und Druck mache ich mir damit keinen mehr – das Buch ist fertig, wenn es eben fertig ist. Aber keine Sorge, voraussichtlich im Spätsommer nächsten Jahres wird es wohl im Regal stehen.