Warum Schreiben (für mich) anstrengend ist

Schreiben ist Arbeit. Bereits zu den Zeiten, als ich noch als Journalistin unterwegs war, und die Texte häufig sehr schnell in den Redaktionen sein mussten. Man konnte sich nicht mehr darauf verlassen, dass „es“ die Redakteure schon richten würden, denn die waren ja mehr mit setzen beschäftigt als mit korrigieren. Wofür sie nichts konnten, es war einfach der Lauf der Zeit.

Da ich nicht daran denke, für meine, wie einige Leser finden, speziellen Texte Künstliche Intelligenz einzusetzen, wird es anstrengend bleiben. Speziell? Nun, ich folge keinem Mainstream und werde es nie tun. Ich kann es auch gar nicht. Genauso wenig wie jedes Buch komplett durchplotten. Die Krimis brauchen einen gewissen Rahmen, ein Grundgerüst, danach aber erzählt sich die Geschichte selbst. Genau das macht es so anstrengend. Man ist nicht immer gleich konzentriert oder so, wie man sein müsste. Man braucht ein gutes Gedächtnis. Zusätzlich ein Ablagesystem für Gedankensplitter und Ideen. Viele Ruhe, um eine Szene entwerfen zu können, das Hirn und die Fantasie arbeiten zu lassen.

Viel Zeit, um die Sprache zu glätten und zu optimieren, das Überflüssige zu entfernen, den Gedanken für jeden nachvollziehbar zu machen, nicht zu schwadronieren.

Sich in die Protagonisten hineinzuversetzen, ein Setting so zu beschreiben, dass es vor dem geistigen Auge deutlich dasteht.

Geduld mit sich selbst, wenn man eine Überlegung verwerfen muss, weil sie nicht passt oder man feststellt, einen großen Fehler in der Logik oder im Zeitablauf gemacht zu haben.

Geduld, einen fertigen Text eine Weile liegen zu lassen wie einen Teig, der geht, bevor man die überarbeitete Rohmasse der Lektorin zum Fraße vorwirft.

Prüfen, immer wieder prüfen, und dennoch nicht die Freude an der Arbeit verlieren. Dem eigenen Anspruch gerecht werden, das ist mit das Schwierigste.

Hat man den ersten Durchgang wieder vor Augen, geht der Stress erst richtig los.

Eine beleidigte Leberwurst sollte man dabei nicht, schließlich sind alle Änderungen und Vorschläge nur gut gemeint, und ich muss zugeben, zu 95% hat sie Recht.

So geht das eine Weile hin und her, bis man entscheidet, jetzt bekommt die Endredaktion das Manuskript. Man stellt zu seiner größten Verblüffung fest, was die noch alles an „Klöpsen“ findet und wird sich später unter Umständen ärgern, wenn gut meinende Leser einen auf, von sechs Augen übersehene, Tippfehler hinweisen.

Um so wohltuender ist es dann, ungeduldige Fragen nach dem neuen Buch zu bekommen, Begeisterung zu spüren, die Freude im Herzen zu fühlen, dass man Menschen erreicht. Die sich erfreuen an diesem Produkt, diesem weiteren Baby – das man am liebsten sofort wieder umschreiben würde …