Feuer

Ich wurde von der hiesigen Tageszeitung zu einem Interview gebeten – nicht als Schriftstellerin, sondern als Überlebende einer Brandkatastrophe. Angesichts dessen, was gerade in und um Los Angeles passiert. In wenigen Tagen sind es fünf Jahre, als zum letzten Leonberger Pferdemarkt vor Corona in einem eiskalten Wintersturm durch einen Kurzschluss im Küchenherd ein Feuer ausbrach. Mein Mann konnte sich auf unsere Terrasse retten und ich vor das Haus, von wo aus ich die Feuerwehr rief, die nach sehr kurzer Zeit vor Ort war. Da stand das Dachgeschoss des beinahe zweihundert Jahre alten Fachwerkhauses im Dorf Perouse schon komplett in Flammen. Wir wurden in Decken gehüllt und von den Feuerwehrleuten weggeführt, so dass wir die eigentliche Katastrophe gar nicht miterlebten. Uns beiden ist nichts passiert und wie durch ein Wunder auch meinen Räumlichkeiten in ersten Stock. Genau an diesem Tag hatte ich mein Buch „Zwei wie Sekt und Selters“ fertig geschrieben – es wäre verloren gewesen. Rechner, Bücher, mein hundert Jahre alter Schreibtisch und andere antike Möbelstücke als wenige und daher wohlgehütete Erinnerungen an meine Oma blieben unversehrt. Aber der große Speicher unter dem Dach mit Bücherkisten, einigen Originalbildern, allen meinen Macs, Sommerkleidern, einer wertvollen Modellautosammlung, meiner über dreißig Jahre alten Sammlung von seltenem Christbaumschmuck und einer Kiste mit Kinderkunstwerken des Sohns wurden ein Raub der Flammen. Ebenso das gesamte Stockwerk meines Mannes mit vierzig Jahre alten echten Jeans, allen Dokumenten einschließlich Sparbuch, seinem Spezialwerkzeug, Messgeräten und seiner Fachbuchsammlung gingen in Rauch auf. Uns tröstete spontane, mitfühlende Nachbarschaftshilfe und die Wohnung einer Freundin auf Reisen, wo wir zunächst unterkommen konnten. Einige Tage später mussten wir erfahren, dass entgegen erster Annahmen das Haus durch das Löschwasser so geschädigt worden war, dass ein Abriss vonnöten wurde. Ein Neubau wäre ein zu hohes wirtschaftliches Risiko geworden. Corona hatte die Preise in die Höhe getrieben und die Gesundheit des Hausherrn war schon im Jahr zuvor empfindlich in Mitleidenschaft gezogen worden. Doch wir hatten Glück im Unglück.

Schon wenige Monate später starteten wir neu durch und leben seither glücklich in einer recht schönen Wohnung in einer ruhigen Gegend mit viel Grün. Den Schrecken der Feuernacht hatten wir irgendwann überwunden und sind dankbar. Denn es hätte auch anders enden können.

Auf dem Foto: das angesengte Haus mit Fuhrpark