Das Land, wo die Zitronen blühn
Es schaut auf den ersten Blick aus wie die Schatzkarte eines Piratenkönigs und ist doch „nur“ die Landkarte von Italien plus Inseln, gezeichnet vom Vater einer guten Freundin und Kollegin, Anna Dorb. Edwin Brod hat sich nach dem Zweiten Weltkrieg einen großen Wunsch erfüllt und ist in das Land, in dem die Zitronen blühen vom Frankenland aufgebrochen. Mit zarten zweiundzwanzig Jahren und mit einem Kumpel. Seine Fotografien und seine Reiseerinnerungen, die er damals tagebuchartig notiert hatte, nehmen uns mit auf eine Reise, die sich in diesem Jahr beinahe zum siebzigsten Mal jährt. Wir bestaunen mit dem jungen Mann die ersten 3000er Gipfel, das Goldene Dachl der wunderschönen Stadt am Inn, ruckeln mit ihm alte Straßen entlang, weil es die A22, auch Brennerautobahn genannt, noch gar nicht gab, lächeln über die Befürchtungen, keinen Gerstensaft bei den Italienern zu bekommen und erreichen schließlich ersteinmal den blauen Gardasee, ein kleiner Vorgeschmack auf das ersehnte Mittelmeer, das sie bald erreichten und die prächtige Ewige Stadt, die sie bestaunen.
Was für ein Lebensgefühl für einen Menschen, der zum Zeitpunkt Hitlers Machtergreifung zwei Jahre alt war. Hohe Himmel, strahlende Sonne und die verzaubernde Endlosigkeit des Meeres für jemanden, der in der dunkelsten Zeit dieses Landes aufgewachsen war. Es muss ihm wie das Paradies erschienen sein, was er aber sehr cool zu verstecken wusste, war er ja letztlich ein Kerl!
Man spürt es dennoch in diesem so charmanten und höchst persönlichen Andenken an eine großartige Fahrt, die Edwin Brod mit seiner schriftstellenden Tochter Elisabeth und ihrer Hilfe mit Fotos und Zeichnungen zusammengestellt und so der Nachwelt verfügbar gemacht. Ein Stück selbst er- und gelebte Zeitzeugengeschichte, das nicht nur Italienliebhabern den Bücherschrank bereichern sollte.