Theorie und Praxis

Ich lese bei einer Kollegin, sie müsse glücklich sein beim Schreiben. Schreiben würde sie glücklich machen. Das stimmt mich nachdenklich und ich beginne zu grübeln. Sollte ich auch glücklich sein beim Schreiben? Bin ich es? Ist das eine Grundvoraussetzung? Natürlich fließen Emotionen und Stimmungen in Texte mit ein, ebenso wie Erinnerungen und Alles, was man so erlebte und noch immer erlebt. Was man reflektiert, worüber man sich wundert, was man verkraften musste oder worüber man sich von Herzen freute. Gesehenes, Gelesenes, Gehörtes, was das Gehirn so speichert, findet irgendwo und irgendwie in den Geschichten, die in einem entstehen, Wiederklang.
Aber muss ich dafür glücklich sein, macht mich es mich glücklich? Leider nein, es strengt mich eher an.
Eine meiner schönsten Liebesgeschichten, eine Untergeschichte in meiner Hommage an Heidelberg „Das phantastische Antiquariat“, habe ich sogar zu einer Zeit verfasst, in der ich sehr unglücklich war. Das Magische daran ist, dass sich die beiden Hauptprotagonisten später im realen Leben wiederfanden. In einem anderem Rahmen und in einer anderen Zeit, aber die beschriebenen Charaktere stimmten.
Ich muss sie also unbewußt und unerkannt in mir getragen haben, vielleicht gewünscht, geträumt, vorhergesehen? Ich weiß es nicht.
Und auch ich konnte, wie manch anderer Kollege, der Versuchung nicht widerstehen, Menschen, die mir absichtlich Böses wollten, in dem einen oder anderen Buch zu „verwursten“.
Ideen und Szenen entstehen häufig beim Schreiben. Wie es so schön und richtig heißt: eine Geschichte erzählt sich von selbst. Kann man nicht erklären, ist einfach da. Kapitel für Kapitel plotten konnte ich noch nie.
Für die Krimis braucht man natürlich eine gewisse Rahmenhandlung und auch ein gutes Gedächtnis, ein Skelett, das man vorskizziert.
In meinen nächsten Blogbeiträgen werde ich anhand von Impulsfragen versuchen zu erläutern, wie man beim Schreiben vorgehen kann. Also eine Art Schreibworkshop für Menschen, die gerne ohne KI aus ihrem Vollen schöpfen, etwas formulieren und festhalten möchten, das ihnen wichtig ist. Ohne Gewähr selbstverständlich.