Shortstory

Vor meinem Zugfenster rauschte die Landschaft vorbei, die Stimmen aus dem Großraumabteil rauschten in meinen Ohren und verstummten allmählich. Grüne Wiesen, von kleinen Bächen durchzogen, führten meinen Blick auf die fernen Berge, davor erinnerten tiefe Wälder an längst vergangene Zeiten. Wie immer träumte ich vor mich hin, nahm nichts mehr wahr, außer dem Klingeln des Barwagens, der zum Kaffee-trinken animieren sollte. Viel zu teuer, aber gut getan hätte mir so ein Tässchen. Vielleicht, wenn der gutaussehende und freundliche Mann mit den schwarzen Augen, der das Ungetüm vor sich herschob, ein drittes Mal vorbei käme. Ich saß schon längere Zeit auf meinem reservierten Platz. Das war es mir wert auf meiner Reise in den Süden, und ich nutzte sie, um das zu machen, was mir in dieser Zeit am meisten fehlte: Abstand gewinnen, den Kopf leer räumen, Lösungen finden. Das gelang mir weder beim Fahrradfahren noch bei meinen geliebten Spaziergängen, auf denen mich immer etwas ablenkte. Seien es Nachbarn, Verkehrsteilnehmer oder, bei meinem Faible für Architektur, interessante Häuser. Aber hier, so für mich alleine, von nichts und niemandem gezwungen, ein Gespräch zu führen, da konnte ich meinen Gedanken nachhängen, Geschehenes analysieren, Dinge mental so zerkauen, bis nichts mehr davon übrigblieb. Mir wurde blümerant, denn ich war wie der Hund mit dem Knochen. Die vergangenen Jahre mit all ihren unerträglichen Situationen, der schier unlösbaren Lage, in die ich mich manövriert hatte, wurden in meinem Hirn zersägt in ihre winzigsten Elemente, um den Fehler zu finden, der niemals wieder geschehen sollte. Sollte. Niemals.